Otfried Friedrich Krzyzanowski
Frage
Ist deine Liebe wie eine Herde von Wölfen!
Lautlos rennt sie durch die endlose Steppe;
Ihnen heißt der Himmel, der endlos grau
Über den Wütigen hängt, ihr Hunger.
Oder lauerst du auf Beute:
Im Geröll als Natter verborgen?
Wer bist du? Gib acht: eine flüchtige Katze
Nimmt deine Seele mit sich.
Cantate
Ach, dir gehört die Liebe,
Leichter Flieder!
Und dir gehört die Jugend,
Leben! Tod!
Und zwischen hohen Häusern
Schreiten Mädchen,
Sie schreiten unter blauem
Himmel hin.
Und zwischen grauen Häusern
Spielen Buben.
Dir gelten Mut und Bangen:
Hohe! Welt!
Und dir gehört die Liebe,
Leichter Flieder!
Ach, dir gehört die Jugend,
Leben! Tod!
Otfried Krzyzanowski, aus: Unser täglich Gift - Gedichte, Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1919
Otfried Friedrich Krzyzanowski, geboren am 25. Juni 1886 in Starnberg, Bayern; gestorben am 30. November 1918 in Wien, Bohémien und Lyriker. Ab 1912 erschienen in Zeitschriften einige wenige Gedichte und Prosaskizzen, Er lebte zu dieser Zeit in Not und Armut. Seine Gönner fand er in den Kaffeehäusern, besonders im Café Central im Kreis um Franz Blei und Franz Werfel. Wesentlich bekannter als durch seine Werke ist er als Gestalt des Wiener Kaffeehauses. Franz Werfel verewigte ihn in seinem Schlüsselroman Barbara oder die Frömmigkeit in der Figur des Gottfried Krasny. Auch in den Werken von Alfred Polgar, Anton Kuh, Albert Ehrenstein, Otto Soyka u. a. finden sich Schilderungen Krzyzanowskis.
Während der Wirren nach Ende des Ersten Weltkrieges stirbt Krzyzanowski am 30. November 1918 durch Verhungern. Als offizielle Todesursache wird vom Wiener Allgemeinen Krankenhaus „Auszehrung“ und „Entkräftung“ angeführt.
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