Betty Paoli

Betty Paoli (1814-1894)
Wähne nicht, daß in dem Weltgewühle
Je ein Herz, so wie das deine fühle,
Daß ein zweites folge deiner Spur!
Wähne nicht im sehnenden Umschlingen
And'rer Wesen also durchzudringen,
Daß es mit dem deinen Eines nur! –
Einsam bist du, ob die bunte Menge
Rühmend oder tadelnd dich umdränge,
Einsam in dem Kampf' wie in der Ruh',
Einsam bei der Freunde Scheinerbarmen,
Einsam selbst in deiner Liebsten Armen,
Denn sie Alle sind nur sie, nicht du! –
Eine Stelle wird es ewig geben,
Wo der Riß, der hin durch Aller Leben
Trennend geht, aufklaffen wird im Sprung'!
Eine Stelle, wo du bang', mit Schrecken,
Nacht wirst sehen ihre Augen decken,
Und du hoffst noch auf Vereinigung? –
Meinst du, jenes dunkle, formenlose
Etwas sei der Dorn nur an der Rose,
Flücht'ger Mißklang, der bald ausgebebt?
Nein! als unvertilgbares Erinnern
Wird's zum Gift, das heimlich aus dem Innern,
Glück und Frieden tödtlich untergräbt!
Lerne d'rum aus ihrem Kreis verschwinden,
Dich in deiner Brust zurechtefinden,
Lerne du dein eig'ner Freund zu sein!
Was sie dir an Treu' und Huld versprechen,
Unwillkührlich werden sie es brechen,
Denn des Lebens Losung heißt: Allein! –

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