Frieden
Frieden
Das blaue Meer verliebt sich in das Leben,
Und tausend Augen sind uns wohlgesinnt:
Ja, schon beginnt der Hauche Tausch, der Kräuselwind!
Und lauter Herzen fangen an zu beben.
Bald wird das Meer sich wohl zum Ufer heben.
Die kleinste Welle, die als Schaum zerrinnt,
Die Spitzenschleier um die Erde spinnt,
Mag sich dann irgendwo und ganz erheben.
Ein blauer Schmetterling hat sich verloren,
Im Blauen draußen find ich ihn nicht mehr:
Hat ihn der Strand als sein Geschenk erkoren?
Mein Herz, Dir werde nicht auf einmal schwer!
Bestimmt hast Du bereits ein Lied geboren,
Nun sing Dich aus am traumhaft blauen Meer.
Theodor Däubler, aus Das Nordlicht, Florentiner Ausgabe. Georg Müller, München u. a. 1910
Theodor Däubler, geboren am 17. August 1876 in Triest, Österreich-Ungarn; Epiker, Lyriker und Erzähler . Er starb am 13. Juni 1934 im Sanatorium St. Blasien an den Folgen eines Schlaganfalles. 1910 erschien sein Versepos „Nordlicht“ in einer ersten Fassung.
Das Bild ist von Edward Reginald Frampton (1870 - 1923)
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