Spielgenossen


Spielgenossen

Waren fast an hundert Kinder,
spielten fröhlich sonder Harm,
schön und lieblich mehr und minder,
mehr und minder reich und arm.
Was wir nicht getrieben haben,
Aug′ und Herz in freud′ger Glut!
Waren oft gar wilde Knaben,
recht voll frischem Jugendmut.
Weh! die Zeiten sind verflossen,
langer Raum trennt sie von heut,
und die fröhlichen Genossen,
ferne sind sie und zerstreut.
Mancher ist emporgetragen
von des Lebens Wellenspiel,
manchen führt ein nied′rer Wagen
ärmlich zu dem frühen Ziel.
Mancher ringt und strebt vergebens –
mancher, sorglos und geehrt,
fand die Güter dieses Lebens
ungesucht, fast unbegehrt.
Hier weilt der und dort ein andrer;
mögen sie sich ferne sein –
mächt′ger Herr und armer Wandrer,
eines haben sie gemein:
Aus des Lebens Treiben schauet
der von Höh′n, aus Tiefen der,
auf das Grün, das übertauet,
schimmert aus der Jugend her.
Auf das frische Grün am Morgen,
wo in sel′ger Knabenzeit,
nur der Jugend unverborgen,
Blüt′ an Blüte sich gereiht.
Aller Blicke, sie begegnen
sich an diesem schönen Ziel,
die erstarrten Herzen segnen
noch der Jugend frohes Spiel.
Selbst der Schläfer tief im Grabe
nimmt gewiss zum Himmelsraum
aus der Zeit, wo er noch Knabe,
einen süßen Kindertraum.
Auguste Kurs (1815 –1892)
Bild: familie-und-tipps.de

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