Der Fährmann


Ein Professor, seiner Gelehrtheit wegen weitbekannt, kam einmal auf einer seiner vielen Reisen an einen breiten Fluss, den er überqueren musste, um seinen Weg fortzusetzen. Weit und breit war keine Brücke zu sehen. Nach einiger Zeit des Suchens traf er auf einen Fährmann, den er bat, ihn überzusetzen. Das Boot war niedrig und schmal, und der Professor beobachtete, wie der Mann sich kraftvoll in die Ruder stemmte, wie er an Sandbänken zu seiner Stange griff und das Boot geschickt weiterschob. „Fährmann", fragte der Gelehrte nachdenklich „hast du eigentlich eine Schule besucht?" „Nein, Herr." „Kannst du lesen?" "Nein, Herr." „ Hat man dir überhaupt etwas beigebracht?" „Nein Herr." „Dann hast du ja dein halbes Leben vertan!" Schweigend setzten sie die Fahrt fort und näherten sich langsam der Mitte des Flusses. Ein heftiger Wind bewegte das Wasser. Die Wellen wurden höher, und das Boot schwankte immer stärker. Der Wind wurde zum Sturm und das Gesicht des Professors bleich und grün. Jeden Augenblick drohte der Kahn umzukippen. Da rief der Fährmann laut durch das Getöse der Wellen: „Gelehrter Herr, könnt ihr schwimmen?" „Nein" war die verzweifelte Antwort. „Hat man Euch auf der Schule nicht das Schwimmen beigebracht?" Der Professor stöhnte: „Doch, wir haben etwas über das Schwimmen gelesen, aber schwimmen gelernt haben wir nicht." „Dann habt ihr nun euer ganzes Leben vertan!

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