PAUL CELAN (1920 - 1970)


Wer sein Herz aus der Brust reißt zur Nacht,
der langt nach der Rose.
Sein ist ihr Blatt und ihr Dorn,
ihm legt sie das Licht auf den Teller,
ihm füllt sie die Gläser mit Hauch,
ihm rauschen die Schatten der Liebe.
Wer sein Herz aus der Brust reißt zur Nacht
und schleudert es hoch:
der trifft nicht fehl,
der steinigt den Stein,
dem läutet das Blut aus der Uhr,
dem schlägt seine Stunde die Zeit aus der Hand:
er darf spielen mit schöneren Bällen
und reden von dir und von mir.
aus: "Mohn und Gedächtnis" (1952)
Paul Celan. Gedichte I
Suhrkamp Verlag, 11. Aufl. 1993
Bild: Marc Chagall (1887 - 1985)

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