Das macht nichts

Peter Graf saß mit seinem Smartphone in der Linken in einem kleinen gemütlichen Cafe in der belebtesten Gegend von Frankfurt/Oder, das sich in den letzten Jahren sehr vom verschlafenen Ossistädchen zum Wirtschaftsstandort gemausert hatte.
Er nippte an einer schaumigen Latte und studierte leicht kopfschüttelnd in den News das wachsende Elend des blauen Planeten.
-Flugzeugabsturz in Indonesien. 175 Tote. Keine Überlebenden. -
Am Nachbartisch saß bei Eis und Kuchen eine kinderreiche Familie,wie sie hierzulande immer seltener werden. Der Nachwuchs lärmte und haute sich. Abgeguckt aus dem Spätabendprogramm.
-Feuersbrunst in der Türkei. Zwei Säuglinge und ein alter Mann-
Ein Mädchen vom Nachbartisch war auf ihn aufmerksam geworden. Peter wurde prompt von einer vollgerotzten Serviete an der Schläfe getroffen. Er fuhr erschrocken herum.
,,Oh, verzeihen Sie. Es sind doch noch Kinder!"
Gestikulierte die etwas überkandidelt wirkende Mutter.
Peter lächelte.,, Das macht doch nichts."
Er wandte sich wieder seiner digitalen Lektüre zu.
-Da war in England ein kerngesunder junger Mann nach einem Lottogewinn von einem Hochhaus gesprungen-
Peter fühlte etwas nasses am Hosenbein seines 2500€ Anzugs. Eine helle Stimme kicherte dreckig. Da hatte ihm doch tatsächlich ein Junge mit zugeklebtem linken Auge warme Milch übers Knie gegossen.
Er winkte den Eltern freundlich. ,,Das macht doch nichts."
Er steckte sein Telefon ein und bedeutete dem Kellner das er zahlen wolle. Ein sommersprossiger Youngster fegte heran. Peter hielt ihm einen Hunderter hin. ,,Den kann ich leider nicht wechseln.",,Das macht doch nichts." Herzensgut steckte er den Schein in Sommersprosses Brusttasche.
Als er das Lokal verließ deckten ihn die Kinder noch mit einer Salve der schmutzigsten Schmähwörter ein. Aber das machte nichts.
Er war die Ruhe selbst. Das letzte mal geprügelt hatte er sich in der zweiten Klasse.
Er wußte nicht mehr ob er gewonnen hatte.
Das letzte Schimpfwort hatte er an seinem 9.Geburtstag von sich gegeben. Es war garnicht mal so schlimm gewesen. -Elefantenköttel-
Seine Mutter hatte herzhaft gelacht.
Er schloß in freudiger Erwartung auf den Abend
die Haustür auf. Ein kleiner dicklicher attracktiver Mensch kam ihm entgegen. Ein blendend goldener Zopf und ein weißes Kleid. Die beiden schönsten himmelblauen Augen der Welt. ,,Mein Schatz ist zuhause! Die Welt ist in Ordnung!" Sang seine geliebte Frau Anita. Er hatte sich den langen Tag über nach ihr gesehnt.
Sie packte ihn zärtlich am Sacko und zog ihn in die rustikal aber technisch up to date eingerichtete Küche. ,,Es gibt dein Leibgericht. Kohlrouladen. Komm setzt dich!"
Sie rückte ihm liebevoll seinen Stuhl zurecht.
Peter ließ sich von Anita für sein Leben gern verwöhnen. Sie feierten keine Hochzeitstage. Denn sie wollten das Gefühl haben schon immer beisammen zu sein.
Peter ließ sich den ersten Bissen auf der Zunge zergehen.
,,Was hast du angestellt, Liebling?" Fragte Anita wie jeden Abend augenzwinkernd. ,,Der übliche Bürotrott. Aber das macht nichts."
Lange Minuten verstrichen.
,,Wie dein Tag war muß ich dich wohl nicht fragen.
Anita lächelte verschämt und zeigte blinzelnd ihren süßesten Augenaufschlag.
,,Indonesien!175 Tote!.
Das Feuer in der Türkei!
Der arme Kerl in England!"
Sie kicherte. Diesmal mit ihrer wirklichen Stimme. Ihre blauen Augen leuchteten dämonisch rot. ,,Thats my Job."
Dann sprang Anita oder besser Atina die Botin des schwarzen Lichts auf und schleuderte Peter zu Boden. Sie machte sich über ihn her. Vergewaltigte ihn wie jeden Abend.
ABER DAS MACHTE NICHTS
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Stefan Längner

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