Unter dem Schirm des Höchsten....

Unter dem Schirm des Höchsten....

eine Episode eines Reformator

Als Johann Brenz ( 1499 - 1570 ), ein Reformator in Württemberg, bei seiner Flucht vor den kaiserlichen Truppen, die ihn aufgreifen sollten, nach Stuttgart zurückgekehrt war, ließ Herzog Ulrich ihn spät in der Nacht rufen und teilte ihm mit, dass eine spanische Reiterschar schon auf dem Wege sei, um ihn gefangen zu nehmen. Als er nach Hause zurückgeschlichen war, warf er sich auf die Knie und erflehte sich des Heilands Schutz. Vom Gebet aufstehend, war es ihm, als höre er die Worte: " Brenz, nimm einen Laib Brot, gehe den Birkenwald hinauf und wo du die Haustür offen findest, da gehe hinein und verbirg dich unter dem Dach." Er sah dies als göttliche Weisung an, nahm das Brot und Wasser und ging fort. Die letzte Haustür der Straße war unverschlossen. Brenz schlüpfte unbemerkt hinein und versteckte sich auf dem obersten Dachboden hinter einem Sägebock.

Schon am nächsten Tag rückte der kaiserliche Oberst mit seiner Schar ein und stellte 14 Tage lang eine strenge Haussuchung an. Am letzten Tag kamen die Suchenden auch zu dem Hause, in dem sich Brenz versteckt hielt. Bald näherten sich die Soldaten auch seinem Versteck. Er musste einem Degenstich ausweichen, den ein Soldat ins Halbdunkel hinein tat, um sich zu vergewissern, dass niemand dort sitze, aber endlich vernahm er zu seiner Freude den Befehl : " Geht, auch da ist er nicht ! " Tags darauf zogen die Reiter ab.

Aber Brenz konnte doch nicht 14 Tage von einem Brot leben? Nein, eine Henne hatte die Gewohnheit, auf diesen Dachboden zu kommen und die Körner aus den Ritzen der Bretter zu Picken, die aus den Säcken gefallen waren. Jeden Tag kam die Henne und legte ein Ei. Dieses nahm Brenz dankbar an. Am 15. Tag vernahm er Stimmen von der Straße her : " Endlich sind sie fort ! " Zur Sicherheit blieb er noch bis zum Abend in seinem Versteck und dankte und lobte Gott.