Freiheit

Freiheit die ich meine……… von Werner Finck
Was machen wir mit der Freiheit? Was macht sie mit uns?
Jeder führt zwar das Wort Freiheit im Munde, aber jeder, wenn er sich überhaupt etwas dabei denkt, stellt sich etwas anderes darunter vor. So ist Freiheit nur ein dunkles Wort, das seine Erhellung von der Unfreiheit bekommt.
Goethe hat einmal gesagt - was hätte Goethe nicht einmal gesagt, und wenn er es vergessen haben sollte, hat es bestimmt Schiller gesagt -: “Das Wort Freiheit klingt so schön, daß man man es nicht entbehren könnte, selbst wenn es einen Irrtum bezeichnete.“
Das deutsche Volk hat nie viel mit seiner Freiheit anzufangen
gewußt. In diesem Sinne zählen wir zu den unterentwickelten
Ländern. Wir sind gelernte Untertanen, seit Jahrhunderten.
Es gab natürlich stets auch Obertanen, nicht wahr, aber immer
Tanen. Das liegt uns im Blut.
Welche Macht liegt im Verzicht des einzelnen auf die überfülle
des Angebotes. So, wie die Massen ihren Heiligen in Marx gefunden haben, sollten die unverbesserlichen Einzelgänger, die Individualisten und Outsider auch einer höchsten Instanz huldigen.
Wie wär's mit Diogenes?
Der klassische Konsum-Asket, Lobbyist der totalen Unabhängigkeit.
Nicht einmal von seinem Trinkbecher wollte er abhängig sein.
Als er gemerkt hatte, daß man auch aus der hohlen Hand trinken kann,
warf er ihn kurzerhand weg.
Auch daß er eine Zeitlang in einer Tonne gehaust haben soll,
spräche nur für den konsequenten Lebensstil dieses tollen Zynikers.
Sicher, es war damals eine andere Zeit. Sehr anders. Was ist Diogenes
schon in der Sicht des modernen, wirtschaftspolitisch denkenden Hochkonjunkturismus ? Na, was schon. Ein billiger Eintonner.
So ein Tonnendasein heutzutage, sagen wir in München, verliefe ein bißchen anders. Es würde gar nicht lange dauern, da stünde in großen Lettern
"Löwenbräu“ auf dem Faß, und sein Bewohner hätte ausgesorgt.
Aber Diogenes war ja nicht käuflich. Und von solchen Bierfritzen schon gar nicht.
Der hat sogar den großen Alexander abblitzen lassen. Wir kennen ja dessen „Wünsch-dir-was-Aktion. Was Diogenes sich da alles hätte wünschen können,
ohne den majestätischen Spendierer in Verlegenheit zu bringen. (Wenn er auch nicht über solche Summen verfügen konnte wie unsere Fernseh-Veranstalter.)
Was hätte er da nicht alles rausholen können: Palast, hohe Rente, Orden oder zumindest die Hypothek runter von derTonne.
Nichts dergleichen.
Wir wissen, was der arme Hund sich gewünscht hat. Im Zirkus würden bei einem solchen Höhepunkt die Trommeln gerührt werden. Diogenes sagte ungerührt:
"Geh mir aus der Sonne !"

F.A Herbig, Verlagsbuchhandlung Berlin.

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