Erster April


Erster April

Unterm Windstoß rauscht der Regen
schärfer in die grünen Blätter;
auf den aufgeweichten Wegen,
Kragen hoch, ins tollste Wetter
spring ich mit verwegenem Mute.
Und der Segen will nicht enden,
und mit Munde und mit Händen
hasch’ ich nach den Himmelsspenden.
Sorglos pfeif’ ich, frechvermessen,
eine Schelmenweis; indessen
lacht die helle Sonne wieder
warmen Gruß, die Liebe, Gute,
von dem blauen Himmel nieder,
trocknet schnell die nassen Kleider,
Hut und Mantel und so weiter,
lässt an Gras und Blätterspitzen
tausend Diamanten blitzen,
und ich fühle mich so reich:
Bin ich nicht dem König gleich?
Das sind meine Kronjuwelen,
und die kann kein Diebsvolk stehlen.
Alle schenk ich meinem Schatze,
der soll sie am Busenlatze,
soll am Hals, im Haar sie tragen,
wenn ich in den nächsten Tagen
sie als holde Königin
führe durch mein Reich dahin.
Ach! was wird sie lustig lachen,
tausend tolle Sachen machen!
Wird die schönsten Brillianten,
die im Sonnenlichte glühen,
Kronrubine und Demanten,
mit den kecken Fingerspitzen
– dieses Glitzern! dieses Sprühen! –
juchzend in die Lüfte spritzen;
wird an allen Zweigen rütteln,
die Smaragde und Topase
kichernd von den Bäumen schütteln
und ein süßes Mäulchen ziehen,
pitscht ihr einer auf die Nase.
Und an einem abgelegnen
mir und einzig meinem Schätzchen,
meinem wilden Schmeichelkätzchen,
wohlvertrauten stillen Plätzchen
wird es Küsse, Küsse regnen,
und ich halte duldsam still ...
Aus dem Wald wie süße Geigen
wird ein seltsam Flüstern steigen,
und man weiß nicht, was es will ...
Ssst ...! Da plirrt es in den Zweigen,
Regentropfen fallen dichter;
durch des Waldes Dämmerschweigen
plustert elfisches Gelächter,
dass sich alle Büsche neigen,
und es lacht: „Verliebter Dichter!“
Ferner noch: „April! April!“
Albert Sergel (1876 –1946)
Bild: istockphoto.com

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