Lied eines versimpelten Junggesellen


Lied eines versimpelten Junggesellen
Keine Frau befiehlt ihm was,
hindert ihn durch dies und das,
und er sorgt für sich allein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Mancherlei gibt's Zeitvertreib
auf den Gassen, in der Kneip',
auch gefäll'ge Mägdelein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Sitzt er abends lang beim Bier,
schilt ihn nicht die Frau dafür,
darum schenkt noch einmal ein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Geht er endlich selig fort,
winket Ruh im Bette dort,
ei wie gut schläft's sich allein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Wenn er morgens schlafen will,
störet ihn kein Kindsgebrüll,
keine Frau redt ihm was drein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Zieht ein frisches Hemd er an,
fehlt gar oft ein Knopf daran,
fröhlich näht er ihn dann ein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Und noch manche andre Freud
sich der Junggesell bereit't,
auch geht er mitunter ein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Harmlos lebt er so dahin
und versimpelt oft im Sinn;
manchmal ist er auch ein Schwein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Heut stolziert er auf und ab,
morgen scheisst der Hund aufs Grab,
dies ist dann sein Leichenstein.
Schön ist's, Junggeselle sein!
Wilhelm Busch (1832 –1908)
Bild: Peter Philippi (1866 –1945), Der Junggeselle, 1929 – Reichsstadtmuseum Rothenburg

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