Oh bist du mein ...

Oh bist du mein ...

Oh bist du mein, – wohl nicht in dieser Weise,
wie man ein Pferd etwa sein eigen nennt.
Auch so nicht, wie's vielleicht ein Kind bekennt
in stiller Stunde ihrem Liebsten leise.
Denn meine Seele zieht gar seltne Kreise
um dich; so seltsam, dass sie der nicht kennt,
der mit der großen dumpfen Herde rennt
die ewig-alten, ausgetretnen Gleise.
So bist du mein! Als Bild erträumter Schöne,
als Rhythmus, der in deinen Schritten wiegt,
als goldner Glanz, der dir das Haar umschmiegt.
Wohl auch als Trost für manche stille Träne,
die ich geweint ... und als ein ferner Schein
für meiner Seele dunkles Einsamsein.
Josef Weinheber (1892 –1945)

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