Der Bitte-danke-Platz

Bei einer Geburtstagsfeier mit recht vielen
Gästen ist es oft üblich, die Hauptperson,
den gefeierten Menschen, am Kopfende
der Tafel zu platzieren. Als ich einmal
eine solche Feier besuchte, hieß mich die
Gastgeberin, ganz unten am Fußende des
Tisches zu sitzen. Viele leckere Speisen
waren aufgebaut, doch von meinem Platz
aus konnte ich sie nicht erreichen, ohne
aufzustehen.
So musste ich um alles bitten.
Dieser »Bitte-danke-Platz«, wie das
Geburtstagskind
ihn nannte, machte mich
nachdenklich …
Um alles zu bitten, fiel mir schwer, aber es
wäre völlig sinnlos, am gut gedeckten Tisch
zu hungern. Es waren doch genug Leute
da, die mir gern etwas reichen wollten. Nur
konnten diese nicht wissen, was ich gerne
hätte, wenn ich nicht meinen Stolz oder
meine Ängstlichkeit überwinden würde
und es ihnen sagte. Dann aber gaben sie
gern und waren froh, etwas für mich tun zu
dürfen. So machte ich zwei Erfahrungen,
die mir wertvoll sind: Bitten kostet Mut.
Bitten lohnt sich – es kamen wunderbare
Gespräche in Gang. Und mir selbst stellte
ich die Frage: Was brauche ich eigentlich
wirklich? Und dafür bin ich rückwirkend
gleich noch mal dankbar.
© Maria Sassin

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