Die Geschichte vom Wunsch aller Wünsche
Die Geschichte vom Wunsch aller Wünsche
In die fröhliche Stadt der Kinder
Kamen drei Zauberer einst:
Der erste hieß Borstenbinder,
und der dritte Wasdunichtmeinst.
Sie zauberten hier und zauberten dort
Manches Stücklein in bunter Gestaltung.
Und die Kinder dankten mit freundlichem Wort
Für die lustige Unterhaltung;
Doch manches fragte sich heimlich dabei:
Sind sie gut oder böse, die seltsamen Drei?
Man weiß es oft nicht.
Als der Tag der Abfahrt gekommen,
baten die Zauberer früh,
ehe sie Abschied genommen,
die Kinder zum Marktplatz zu kommen.
Und dies verkündeten sie:
„Wir sind eurer Freundlichkeit eingedenk.
Ihr zolltet den Künsten Verehrung.
Drum bieten wir als Abschiedsgeschenk
Eines einzigen Wunsches Gewährung.
Dieser Wunsch, den ihr sagt –
Sei er groß oder klein –
Wird im selben Moment euch erfüllet sein.“
Was sagst du dazu?
Da berieten die Kinder sich lange,
was am besten zu wünschen sei:
denn wie schlau man’s auch immer angange,
sobald man das eine erlange,
sei’s mit allem andern vorbei!
Darum sprachen sie schließlich zu den drei Herrn:
„Verzeiht, wenn wir allzuviel wagen!
Unser einziger Wunsch ist; Wir möchten gern,
dass JEDER Wunsch, den wir sagen,
sofort sich erfüllt.“ – „Ihr habe es begehrt“,
so sprachen die Dreie, „es sei euch gewährt!“
Da staunst du nun wohl!
Dann zogen sie fort mit dem Wagen,
Die Kinder der Kinderstadt
fingen an, sich voll Neugier zu fragen,
ob ein Spruch, den drei Zauberer sagen,
so mächtige Wirkung hat?
Sie probierten es aus, erst heimlich noch zwar –
Und staunen ganz unaussprechlich:
Jeder Wunsch, den man sagte –
Ganz gleich, was es war –
Ging sogleich in Erfüllung, tatsächlich!
Und die Kinder riefen voll Übermut:
„Da sieht man’s – die Zauberer waren gut!“
Das ist doch ganz klar!
Ihr könnt euch wohl selber denken,
was nun für en Wünschen begann:
Der wollte ein Auto zum Lenken,
der andre zehn Reiseandenken,
der dritte ‘nen Hampelmann,
Spielzeug und Kuchen und Eisenbahn,
Samt und Seide und Felle,
Schlittschuhe, Kaugummi, Kreisel und Kran,
goldene Kronen und Bälle,
Puppen und Bücher und Kram und Trara:
Was man nur wünschte, sofort war es da!
Das möcht’st du wohl auch?
Das war schon ein Jahr so gegangen,
und der Zauber hielt immer noch an!
Die Kinder begannen zu bangen;
Denn kann man stets alles erlangen,
verliert man die Freude daran.
Und sie wünschten sich weniger Tag für Tag:
ALLES kriegen ist unausstehlich!
Und wenn einer sich gar nichts mehr wünschen mag,
dann macht ihn auch gar nichts mehr fröhlich.
Die Kinder saßen mit traurigem Blick
Unter all ihren Schätzen – im Missgeschick.
Das glaubst du wohl nicht?
Da schickten sie Fährten-Finder
In die weite Welt hinein
Zu suchen Herrn Borstenbinder
Und den andern, Herrn Siebenzylinder,
und Herrn Wasdunichtmeinst obendrein,
und sie sollten bestellen; „Nehmt’s wieder, dies Glück!
Unsre Freude ist dadurch verschwunden.“
Doch die Boten, sie kamen einzeln zurück,
hatten nirgends die Dreie gefunden.
Da klagten die Kinder: „Dass Gott uns erlös!
Und jetzt wissen wir’s erst: Die Drei waren bös!“
Das denkst du doch auch?
Und Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der Kleinsten das Wort:
„Wenn sich all unsre Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!“
Sie befolgten den Rat und von Stund‘ an war
Wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war’n froh wie vor Tag und Jahr
Und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
Nur eine Sache wüsst ich noch gern:
Waren gut oder bös die drei seltsamen Herrn?
Sag, was meinst du?
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