Natureingang
Natureingang
(frei nach Geoffrey Chaucer)
Ach wenn April mit milden Schauern
des Lebens dürre Adern bis zur Wurzel badet
in Wald und Feld zu kurzem Dauern ladet
und schon die junge Sonne halb den Bogen
vom Widder bis zum Stiergehörn durchzogen
und wenn Erinnerung aus fließendem Verfall
den Blick erhebt:
wie Vögel nachts mit offnen Augen schlafen –
o dann beginnt die Zeit auch mir den Sinn zu weiten:
Vergangenheit die nicht gelebt
Winter da wir uns nicht trafen
sind nichtig wenn ein altes Herz sich neu erhebt.
Noch mit gebrochnen Lyren und vom Frost verstimmten Saiten:
auf deinem Ufer
blumenreich
entfaltet von Gezeiten
muss ich mit Sonnenlicht gerüstet dir entgegenreiten.
Wolfgang Hilbig
Foto: Frühling in der Goldenen Aue/Kyffhäuser
Reacties
Een reactie posten