Meer und Festland


Meer und Festland

Meerentwachsen, meerumflutet
reiht sich Land an festes Land,
in die graue Wellenweite
zieht sich noch der Nehrung Band,
um die Bucht schlingt sich der Hügel
weitgeschwungnes Klippenrund,
in die Flut geht ein des Strandes
Neigung tief zum Meeresgrund.
Wie im Spiegel ruht in Tiefen
ebnes Land und Felsenkliff,
ruht im Festland noch als Welle,
noch als Woge Berg und Ruf,
wie im Spiegel wandern Tiere
in der Flut und auf dem Grund,
tut sich droben, meergeboren,
Vielfalt der Geschöpfe kund.
Atmend wogen Wald und Steppe,
atmend trinken sie das Licht,
atmend wogt des Meeres Dünung,
die sich weiß und schimmernd bricht,
in den Nächten nur verschlingen
beide enger ihren Strand,
kommt das Dunkel und umzeltet
eng vereinend Meer und Land.
Wie in Werbung geht das Rauschen,
geht das Wogen immerdar,
wie die Botschaft einer Werbung
zieht landein die Möwenschar,
an die Küste schlägt die Brandung
wie ein unruhvolles Blut,
höhlt die Klippen, nagt die Buchten
in der Werbung tiefer Glut.
Wie Gewährung gießt das Festland
seine großen Flüsse aus,
tausendfädig im Gefalle
strebt es fort zur Flut hinaus,
aus der Gletscher starrem Schoße
nimmt das Strömen den Beginn,
alle Ufer weisen meerwärts,
alles Land gibt fern sich hin.
Hans Leifhelm (1891–1947)
Bild: Hans Unger (1872 –1936): Romantische Küstenlandschaft – auktion-bergmann.de

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