Amboß oder lieber Hammer sein?
Amboß oder lieber Hammer sein?
… „ Gut denn“, sprach Wanda, die kleinen energisch geschwungenen Brauen zusammenziehend, „Ich denke mir das ganz amüsant, einen Mann, der mich interessiert, der mich liebt, so ganz in meiner Hand zu haben; es wird mir mindestens nicht an Zeitvertreib fehlen. Sie waren so unvorsichtig, mir die Wahl zu lassen. Ich wähle also, ich will, daß Sie mein Sklave sind, ich werde mein Spielzeug aus Ihnen machen!“
„Oh! Tun Sie das“, rief ich halb schauernd, halb entzückt, „wenn eine Ehe nur auf Gleichheit, auf Übereinstimmung gegründet sein kann, so entstehen dagegen die größten Leidenschaften durch Gegensätze, die sich beinahe feindlich gegenüberstehen, daher diese Liebe bei mir, die zum Teil Haß, zum Teil Furcht ist. In einem solchen Verhältnis aber kann nur eines Hammer, das andere Amboß sein. Ich will Amboß sein. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich auf die Geliebte herabsehe. Ich will ein Weib anbeten können, und das kann ich nur dann, wenn es grausam gegen mich ist.“...
Leopold von Sacher-Masoch
Aus: Venus im Pelz
(In: Die Kunst zu lieben. Erotische Dichtung und Prosa aus vier Jahrtausenden. Verlag Neues Leben 1984)
Bild: Vintage Netzfund
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